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Vampir mit Heimkino – Zu Besuch bei Dorian Fitzgerald

17-Inspiring-Wonderful-Black-and-White-Contemporary-Interior-Designs-Homesthetics-171 Nachdem wir in der letzten Ausgabe das Vergnügen mit Ihrer vampirischen Hoheit, Königin Cassandra hatten, dürfen wir heute eine nicht minder mächtige Persönlichkeit der sanguinen Gemeinde besuchen. Entsprechend aufgeregt sind Jennifer und Kay auch, als sie sich der Einladung folgend auf den Weg machen.

Ein Palast im Nirgendwo

Der Weg zum Haus von Dorian Fitzgerald, der seinen Nachnamen von seinem Schöpfer abgeleitet hat, führt uns aufs Land hinaus. Vorbei an grünen Wiesen und kleinen Gehölzen endet er vor einem modernen Stahltor in einer meterhohen Mauer, die um die ganze Anlage herumzureichen scheint. Der obere Rand dieses Bollwerks ist mit Glasscherben bestückt und zusätzlich mit einem tödlichen Kranz aus Militärstacheldraht gesichert. Das letzte Anwesen hatten wir vor etwa zehn Minuten passiert. Weitere Nachbarhäuser sind von hier aus nicht zu erkennen. Kein Ort, an dem man nachts mit dem Auto liegenbleiben – oder wo man ein Kind groß ziehen möchte.

Neben dem Tor gibt es eine Überwachungskamera und ein Tastenfeld, in das man den Zugangscode eintippen kann. Wir klingeln. Wenig später erklingt eine freundliche Frauenstimme und bittet uns, vorzufahren. Das Tor öffnet sich wie von Geisterhand und schließt sich umgehend, kaum dass wir hindurch sind.

Unseren Weg über den geharkten Kies, vorbei an einem Garten, der mit seiner Weitläufigkeit an einen öffentlichen Park erinnert, begleiten in den Boden eingelassene Spots, die bei unserem Passieren aufleuchten. Es dämmert bereits, doch auch ohne diese kleinen Lampen hätten wir das riesige Anwesen nicht übersehen können. Groß, eckig und überraschend schlicht schält es sich aus der gepflegten Parklandschaft. Obwohl es Herbst ist, liegt wenig altes Laub in Sichtweite. Auch der Kies scheint frisch geharkt. Vor dem Eingang parkt ein roter Audi A1, der sonderbar deplatziert wirkt. Aus einiger Entfernung hören wir das Meer rauschen und der Geruch von Salz und Seetang liegt in der Luft. Soweit ich informiert bin, liegt das Fitzgerald-Anwesen an einem beliebten Stück Steilküste und hat mehr gekostet, als wir in unserem Leben verdienen dürften.

Das Haus an sich ist riesig und eine gelungene Mischung aus altenglischer Bauweise mit graubraunen Klinkersteinen und modernen schwarzglänzenden Elementen. Fenster sind vorne keine zu erkennen. In der schwarzen Doppeltür erwartet uns mit einem schüchternen Lächeln eine Frau von Mitte zwanzig. Auch wenn sie sehr blass ist, wissen wir, dass das Loisa, die menschliche Freundin von Dorian Fitzgerald ist. Ihre Schwangerschaft ist nicht zu übersehen. Dass sie glücklich ist, ebenfalls nicht. Sie kommt mir wie ein sanfter strahlender Engel vor – aber strahlen nicht alle Schwangeren von innen heraus?

Louisa erwartet uns bereits

Sie begrüßt uns freundlich, lässt uns eintreten und verriegelt dann sorgfältig die Tür.

Wir schauen uns etwas irritiert an, aber wahren professionell neutrale Mienen. „Schattenwelt-Report. Wir hatten ja telefoniert und diesen Termin vereinbart“, sagt schließlich Kay sachlich und zückt ihr Tablet (Seit sie das hat, verweigert sie konsequent so altmodische Dinge wie Notizblöcke).

»Schön, dass Sie gekommen sind. Dorian lässt sich leider entschuldigen«, sagt unsere Gastgeberin und es ist ihr deutlich anzusehen, dass es ihr unangenehm ist. »Aber ihm ist etwas dazwischen gekommen. Ansonsten wäre er sehr gerne dabei gewesen.«

Jennifer meint, ein leises Lachen hinter einer nicht geschlossenen Tür etwas rechts von sich zu hören, könnte sich aber auch getäuscht haben.

Mit einem zurückhaltenden Lächeln führt Louisa uns unter einem Kronleuchter von monströsen Ausmaßen hindurch in einen Nebenraum. Auch hier erwartet uns eine angenehme Mischung aus moderner Architektur, aufgelockert mit antiken Möbeln, Bildern und Statuetten. Alles ist ausgesprochen sauber und aufgeräumt.

17-Inspiring-Wonderful-Black-and-White-Contemporary-Interior-Designs-Homesthetics-131Das geräumige Wohnzimmer geht nahtlos in eine offene Küche über, die in weiß und schwarz gehalten ist. Auf dem Küchentresen aus schwarzem Marmor steht eine gut gefüllte Obstschale, der Duft nach frisch aufgebrühtem Kaffee steigt mir entgegen. Nichts lässt auf die Behausung eines Vampirs schließen.

Louisa bittet uns, Platz zu nehmen. Auf einem Tablett auf dem niedrigen Couchtisch vor dem weißen Ledersofa stehen Kaffeebecher und Tee bereit. Der obligate, in schwarzen Granit eingefasste Kamin fehlt natürlich auch nicht. Das Wohnzimmer wird jedoch fast vollständig von einem gigantischen Fernseher und einer beachtlichen DVD-Sammlung beherrscht.

Vampir mit Superhelden-Faible

»Dorian steht total auf diese Superhelden-Filme«, erklärt Louisa, als sie Kays fragenden Blick bemerkt. »Überhaupt sieht er sehr viel fern. Manchmal ist er tagelang nicht davon weg zu bekommen.«

Die Art, wie sie von ihrem vampirischen Freund spricht, verrät, wie sehr sie ihn lieben muss.

Wir sehen uns neugierig um. „Erstaunlich, dass man hier gar kein klassisches „Gothic-Style“-Vampirelement sieht. Gerade bei einer so hochrangigen Persönlichkeit der sanguinen Gesellschaft erwartet man doch mehr Traditionsbewusstsein? Oder ist das Ihr Stil, der hier verwirklicht wird?“

Louisa lächelt. „Nein, das Haus und die gesamte Inneneinrichtung ist nach Dorians Wünschen gestaltet. Die antiken Stücke, die Sie sehen, habe ich hinzugefügt, damit es ein bisschen weniger steril wirkt.“

Offenbar hat sie unseren skeptischen Blick bemerkt. Bei Vampiren weiß man eben nie, woran man ist.

„Dorian ist nicht der klassische Vampir, wie man ihn vielleicht aus diesen älteren Verfilmungen kennt. Er ist sehr modern, nicht nur in seinem Lifestyle sondern auch in seinem Denken. Das bewundere ich an ihm: dass er trotz der vielen Jahrhunderte, die er bereits lebt, nie müde geworden ist, Neues zu lernen und sich anzupassen. Er kennt sich mit Computern aus, mit der Börse, ist sehr bewandert, wenn es um Politik und Wirtschaft geht – naja, und ein Autonarr ist er auch noch.“

Jennifer macht sich brav Notizen.

„Er hält sich schon sehr lange von anderen Vampiren fern und meidet ihre Gesellschaft. Mag sein, dass es bei den anderen Vampiren anders ist, aber Dorian passt perfekt in die heutige Zeit. Deshalb ist mir zu Anfang wahrscheinlich auch gar nicht aufgefallen, dass er ein Vampir ist.“

„Das hängt stark von dem jeweiligen Vampir ab“, erwidert Kay höflich und denkt dabei an den Besuch bei den Zeitgenossen, die sich auf ihre Weise auch gut an die jeweilige Zeit anpassen.“

„Wie haben sie sich kennengelernt?“ Jennifers Stift huscht über die Zeilen des Notizbuchs.

„Das war in einer Disco. Wobei ich gestehen muss, dass er mir zu Anfang gar nicht gefiel und er sich auch ziemlich dusselig bei seiner ersten Anmache angestellt hat. Seine Sprüche waren lahm und ich hatte den Eindruck, dass er ein reicher Schnösel ist, der es gewohnt ist, zu bekommen, was er will.“

Louisa lacht. „Ich bin froh, dass er hartnäckig geblieben ist und mich vom Gegenteil überzeugen konnte. Damals hatte ich viele persönliche Probleme, die es mir zudem nicht leicht machten, mich auf ihn einzulassen. Meine Freundin Annie meinte mal, ich würde stets das Haar in der Suppe suchen. Eigentlich hatte ich immer nur Angst, wieder verletzt zu werden.

Vampirdiät

Wir wollen nicht an alten Wunden rühren. „Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Vampir? Wie ist ihr Tagesablauf?“

„Mein Tagesablauf hat sich bisher nicht verändert. Ich gehe noch immer zur Arbeit, wobei es mir zusehends schwerer fällt. Sie streicht über ihren Babybauch. „Häufig muss ich mich danach hinlegen und ein Nickerchen machen, weil ich so müde bin. Das liegt aber nicht unbedingt an Dorian. Er hat sich meinem Rhythmus angepasst. Wobei er auch nicht so viel Schlaf braucht wie ich.“

Kay nickt. Im Vampire Guide stand auch, dass Vampire entgegen landläufiger Meinungen deutlich weniger Schlaf als Normmenschen brauchen.

„Wenn er schläft, tut er es nachts, sodass wir viel zusammen sein können. Das Essen ist manchmal komisch, da Dorian nicht mitessen kann. Er setzt sich oft zu mir und sieht mir dabei zu. Ich weiß nicht, ob er richtige Mahlzeiten vermisst. Vielleicht will er nur höflich sein und mich nicht alleine essen lassen.“

Jennifer nickt. Vampirdiäten sind ebenso viele in Umlauf wie normale…

„Meistens trinkt Dorian die Blutkonserven, die er sich aus seinem Blutspendezentrum schicken lässt“, ergänzt Louisa. „Ich weiß allerdings, dass er hin und wieder nachts auf die Jagd geht. Was er dann tut, möchte ich lieber nicht so genau wissen.

„Wo wir gerade dabei sind, wie sieht denn Ihr Kühlschrank aus?“ Kay wirkt aufrichtig interessiert.

„Wahrscheinlich nicht anders als bei anderen Leuten“, lacht Louisa. „Unser Koch Henri achtet sehr darauf, dass ich mich gesund ernähre. Das hat er wahrscheinlich von Dorian aufgetragen bekommen. Zumindest verwendet er sehr viel frisches Gemüse. Da ich aber immer wieder die absonderlichsten Gelüste habe, gibt es auch eine ganze Reihe nicht besonders gesunder Lebensmittel im Kühlschrank. Wahrscheinlich geht es allen Schwangeren so, aber manchmal habe ich wirklich schrecklichen Heißhunger, und da es hier in der Nähe kein Geschäft gibt, haben wir sehr viel vorrätig. Irgendwo in der Küche bewahrt Dorian auch seine Blutkonserven auf. Er steht ja total auf Geheimverstecke, deshalb habe ich dieses Geheimfach bis heute nicht gefunden. Den Mülleimer müssen Sie sich mal angucken, bevor wir rausgehen. Da ist ein Mechanismus eingebaut, mit dem eine Klappe geöffnet werden kann, die in eine zweite, von außen nicht sichtbare Kammer führt. Da kommen die leeren Blutbeutel rein. Ich wette, Dorian hat ihn extra anfertigen lassen.“ Louisas Lachen ist trotz des etwas makabren Themas ansteckend.

 

Tipps für Mix-Paare

„Haben Sie Tipps für andere Mix-Paare?“, fragt dann Jennifer.

Louisa sieht erstaunt auf. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es so viele andere Mix-Paare gibt.“
Diesmal sind es Kay und Jennifer die breit grinsen. Und nicken. „Doch gibt es.“

„Tipps hab ich da leider keine, ich muss mich selbst erst daran gewöhnen. Viele Dinge sind leider nicht möglich, die andere Pärchen zusammen machen. Sonnenband am Strand zum Beispiel oder schön zusammen essen gehen. Das geht mit Dorian natürlich nicht. Aber dafür können wir viele andere Dinge zusammen machen, bei denen ich nicht befürchten muss, dass jemand entdeckt, dass er ein Vampir ist. Wir gehen zum Beispiel häufig ins Kino. Dorian ist ja ganz verrückt aufs Filmegucken.“

Kay betrachtet Louisas Babybauch. „Haben Sie schon Pläne, wie Sie die Erziehung Ihres Kindes gestalten wollen? Hier draußen ist es doch recht einsam für ein Kleines.
Dorian sitzt ständig über Erziehungsratgebern und Elternbüchern und bereitet sich sehr intensiv darauf vor. Ich lass alles auf mich zukommen und vertraue da auf mein Gefühl. Meine Schwester hat ja bereits Kinder, die kann ich jederzeit anrufen, wenn ich Fragen habe. Glücklicherweise ist nicht einmal meinen Freunden aufgefallen, was Dorian in Wirklichkeit ist, deshalb hoffe ich, dass wir auch unserem Baby eine ganz gewöhnliche Kindheit bieten können. Ich bin mir sicher, dass Dorian es genauso lieben wird wie mich und alle Hebel in Bewegung setzen wird, damit unser Kind glücklich aufwachsen kann. Solange keiner merkt, dass Dorian ein Vampir ist, und die anderen Vampire uns in Frieden lassen … aber daran mag ich jetzt gar nicht denken. Gut möglich, dass wir dann umziehen werden. Ich mag dieses Haus sowieso nicht besonders. Im Moment bin ich froh, dass nicht so viele Leute um uns herum sind, die uns beobachten könnten.“

„Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“

„Da lassen wir uns überraschen.“ Sie lächelt glücklich. „Dorian meinte mal, dass er sich ein Mädchen wünscht, das genauso hübsch wird wie ich. Mir persönlich ist es egal. Hauptsache, es ist gesund.“

Jennifer erhebt sich. „Denken Sie, dass wir nochmals ein Gespräch mit Ihnen zusammen führen können? Vielleicht zusammen mit Ihrem Kind?“
Kay grinst breit. „Wir würden auch die neuesten Marvel-Verfilmungen mitbringen.“

Louisa lacht. „Wenn Sie eine Verfilmung finden, die Dorian noch nicht kennt … Ich werde mal mit ihm reden …“

 

 

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Nachtahn 1: Mächtiges Blut

Nachtahn 2: Bluterben    hierzu gibt es auch eine kostenlose Leseprobe.

 

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